Epicenter Works hat ein finanzielles Problem: Einer der wichtigsten Organisationen für Grund- und Menschenrechte in Österreich fehlt noch mehr als 30.000 Euro, um dieses Jahr zu überleben. Und auch für das nächste Jahr klafft noch eine Lücke, die geschlossen werden muss. Sonst kann der spendenfinanzierte Verein nicht weiterarbeiten wie bisher.
Hintergrund der Finanzierungslücke ist laut einem Blogpost, dass sich die Open Society Foundation weitgehend aus Europa zurückgezogen hatte. Deren Zuschuss hatte immerhin 158.000 Euro gebracht, welche die NGO nun aus anderen Mitteln bestreiten muss, um weiterhin mit neun Angestellten zu arbeiten. Die Finanzen von Epicenter Works sind einsehbar und werden in jährlichen Transparenzberichten dargestellt.
Die NGO setzt sich nicht nur für Datenschutz- und Digitalthemen in Österreich ein, wo sie neben der Abschaffung der Vorratsdatenspeicherung und der Verhinderung des dortigen Staatstrojaners Anteil hatte, sondern auch an der Aufdeckung von Sicherheitslücken im Gesundheitssystem. Zusätzlich setzte sich die NGO für den Whistleblowerschutz ein und war wichtige Beobachterin im Prozess gegen Julian Hessenthaler, der den FPÖ-Rechtspopulisten Heinz-Christian Strache zu Fall gebracht hatte.
Aktiv auf EU-Ebene
Aber auch, wenn es um netzpolitische Themen und digitale Freiheitsrechte in Europa geht, ist Epicenter Works nicht wegzudenken. Die NGO ist ein sehr aktiver Teil des Europäischen Verbands von Bürgerrechtsorgansiationen EDRi. Kaum eine Organisation für digitale Freiheitsrechte in Europa hat solch eine fundierte Kenntnis über europäische Gesetzgebungsprozesse und die Möglichkeiten zivilgesellschaftlicher Intervention in diesen. Vom Engagement der NGO profitieren nicht nur Grund- und Freiheitsrechte in Österreich, sondern in ganz Europa.
Bei Themen wie der Netzneutralität hat die Organisation rund um den umtriebigen Thomas Lohninger sehr viel geleistet, so wie sie jetzt wieder eine wichtige Rolle bei der digitalen Identität in Europa (eIDAS) spielt. Dabei ist die Organisation auch wichtige Ansprechpartnerin für die Presse, wenn es um digitalpolitische Themen und deren Erklärung in der Öffentlichkeit geht.
„Es liegt an euch, die diese Zeilen lesen, zu entscheiden, ob es uns und unsere Arbeit künftig noch geben soll“, heißt es jetzt im Blogpost der digitalen Grundrechteorganisation. Unterstützung für Epicenter Works ist als Fördermitglied oder mit Einzelspenden möglich – je früher, umso besser.
Sich zur verlassen, das große Geldgeber – so zuverlässig sie in der Vergangenheit auch waren – einfach immer Geld geben, ist halt kein echtes Geschäftsmodell.
Mich schaudert ja bei der Vorstellung wie der Moment aussieht, wenn die Googles+Metas dieser Welt ihre Journalismusförderung einstellen …
FYI
https://www.opensocietyfoundations.org/uploads/d0b69ed8-5f51-4731-804f-09b0a5f03a5b/open-society-foundation-london-section-172-report-20241017.pdf
We are rethinking Open Society’s strategic focus and priorities, to better equip us
to address the challenges of a vastly changed landscape today. While our mission
remains the same — to build vibrant and inclusive societies — we are making
difficult choices on how we focus and structure our work for greater impact. This
is resulting in continuing to work on certain portfolios while significantly
decreasing or winding down work on others.